Schädigung der Faszien durch Bewegungsarmut
Vom Frühstückstisch in den Bürostuhl und nach dem Arbeitstag zum Entspannen auf die Couch… die meisten Menschen können sich mit einem solchen Tagesablauf sehr gut identifizieren. Unser Alltag ist somit mehr von Bewegungsarmut als von Bewegung geprägt. Permanent sitzende Tätigkeit, einseitige Bewegungsmuster oder der fehlende Reiz ins Gewebe verändern bindegewebige Strukturen zum Negativen. Zusätzlich folgen ungesunde Ernährungsgewohnheiten, eine unzureichende Trinkmenge, wie auch zu hoher Nikotinkonsum - was den menschlichen Körper zusätzlich beansprucht.

Unser Fasziengewebe
Fasziengewebe benötigt, ähnlich wie die Muskulatur, Training, um sowohl täglichen Bewegungsmustern aber auch extremen Belastungen adäquat standhalten zu können. Da Faszien unter anderem als Stoßdämpfer fungieren und somit äußere Krafteinwirkungen abfedern, reduzieren gesunde und funktionsfähige Faszien die Druckbelastung auf die kleinen Gelenke der Wirbelsäule und daraus resultierend auf die Bandscheiben. Fehlt nun der Reiz ins Gewebe und die Bewegungsarmut überwiegt, verändert sich die Beschaffenheit der Faszien. Die einst scherengitterartig angeordneten Fasern verfilzen, erstarren und bilden bewegungseinschränkende Querbrücken aus: die sogenannten Crosslinks. Die Verklebung der Faszien hemmt den sich darin befindlichen Stoffaustausch, Schadstoffe reichern sich an und Bewegungen werden schmerzhaft. Die neu gewonnene Körperhaltung und der Verlust natürlicher Muskelarbeit verursachen Einschränkungen im allgemeinen Bewegungsumfang und man empfindet diese Körpersteifigkeit meist als das Gefühl, dass die Strukturen im Körper „zu kurz“ seien.

Faszien und Problembehandlung
Da der Körper primär auf Schmerzsignale reagiert, liegt das größte Ziel in der Vermeidung gewebsschädigender Bewegungsabläufe um weiteres Auslösen von Schmerzreizen zu verhindern. Die unnatürliche Körperhaltung erscheint dem Körper zunächst als optimale Lösung. Jedoch legt diese Kompensationsstrategie einen schmerzvermeidenden Ansatz zu Grunde, welcher mit der Zeit lediglich als Katalysator für weitere Funktionseinschränkungen und Schmerzen wirkt. Im Endeffekt verschafft dieses Notprogramm nur temporäre Linderung, da es den wesentlichen Faktor der Ursache für die Notwendigkeit dieser Schonhaltung nicht in Betracht zieht. Eine dauerhafte Besserung erreichen Sie über gezielte Behandlung der ursächlichen Problematik.

Schädigung der Faszien durch zu hohe Belastung
Die Toleranz der Belastbarkeit eines jeden Menschen variiert und ist abhängig von Körperkonstitution, äußeren Einflüssen und individuellem Trainingszustand. Demnach gibt es eine hohe Varianz in der Widerstandskraft und Tragfähigkeit körperlicher Strukturen: beispielsweise dem Bindegewebe. Alltags-, berufliche und sportliche Anforderung sollten diese subjektive Grenze idealerweise nicht überschreiten. Stetig andauernde Überlastung, einseitige Inanspruchnahme oder Überdehnung bindegewebiger Fasern führt zu kleinsten Verletzungen im Gewebe, den Mikrotraumata. Verletzungen jeglicher Art, lösen im Körper eine Entzündungskaskade aus, welche für den Heilungsprozess unabdingbar ist. Jeder weitere unkontrollierte Dehnungsreiz auf das geschädigte Fasziengewebe verursacht erneute Mikroläsionen, die den Heilungsverlauf verzögern und die Schmerz auslösenden Nervenendigungen stimulieren. Der Körper hat durch stete Traumata des geschädigten Gewebes keine Möglichkeit die Faserstruktur zu festigen und die Verletzung ausheilen zu lassen. Zudem führt diese permanente Stimulation der Nerven auf die Dauer zur Entstehung von Schmerzsignalen und daraus resultierenden Bewegungs -und Funktionseinschränkungen. Die geschädigte Faszie verkürzt, vernarbt, verdickt und verliert ihre Gleitfähigkeit.
